Mit den Maßen von 84 m Länge und 35 m Breite, vor allem aber mit über 5.000 Felsbildern ist der Rupe Magna der größte singuläre Felsen seiner Art im gesamten Alpenraum. Die Felsbilder datieren von der ausgehenden Jungsteinzeit des 4. Jahrtausends bis in die spätere Eisenzeit am Ende des 1. Jahrtausends v. Christus. Die in den Fels gravierten Zeichen sind vielfältig und zeigen geometrische Figuren, Oranten die ihre Arme gegen den Himmel strecken, Krieger die Waffen in Händen halten oder auch Tierdarstellungen. Ein Mysterium sind die zahlreichen kleinen Schalen („Coppelle“), da ihnen bisher keine eindeutige Funktion zugeordnet werden kann.
Das Eingravieren von Zeichen in die Oberflächen von Felsen ist in den italienischen Alpen vom Aostatal bis zum Veneto gut dokumentiert. In der Lombardei gibt es mit der Valcamonica und dem Veltlin zwei Gebiete mit einer starken Konzentration von Felskunst. Beide Zonen weisen einerseits große Ähnlichkeiten auf, besitzen gleichzeitig aber auch eigenständige, lokale Merkmale. Die meisten Felsbilder wurden mit der Klopf- oder Hammertechnik hergestellt. Dabei wurde mit einem Steinwerkzeug auf die Felsoberfläche geschlagen wodurch kleine kreisförmige Splitter vom Fels absprangen bis sich das Felsbild in die Felsoberfläche eingekerbt hatte. Bei einer anderen Technik, die am Rupe Magna jedoch keine Verwendung fand, dem „Graffito“, wurden die Darstellungen durch Einritzen mittels eines spitzen Gegenstands erstellt.
Im Veltlin befindet sich die beachtenswerteste Gruppe von Felsbildern in Grosio. Neben den Felsritzzeichen auf der Rupe Magna, die 1966 von Davide Pace entdeckt wurden, konnten weitere auf dem nahen Hügel Giroldo gefunden werden. Die Rupe Magna verdankt ihr Aussehen und Form der Wirkung von Gletscherbewegungen während der letzten Eiszeit. Die Gletscherzungen und der darunter transportierte Steinschutt haben die Oberfläche des Felsens glatt poliert. Auf der Rupe Magna finden sich zahlreiche figürliche Motive, wobei die meisten davon anthropomorphe Figuren, vor allem sogenannte „Oranti“ (Betende) sind. Des weiteren finden sich geometrische Figuren, Tierfiguren, Rechenähnliche sowie kleine Schalen („Coppelle“).
Die Datierung der Felsbilder erfolgte auf Grundlage von Vergleichen mit Objekten aus archäologischen Ausgrabungen, sowie auf Basis von Stilanalysen der Felsritzzeichen selbst. Die Entstehungszeit weist somit vom ausgehenden Neolithikum (4. Jahrtausend v. Chr.) bis zum Ende der Eisenzeit (1. Jahrtausend v. Chr.). Zwischen 1991 und 1995 wurden die Felsbilder des Rupe Magna vollständig kartiert und dokumentiert, wodurch gezeigt werden konnte, dass die mehr als 5.000 Bilder auf fast der gesamten Felsoberfläche verteilt sind und die Rupe Magna somit einer der größten Felsen mit Ritzzeichen im gesamten Alpenraum ist.
Um den Gesamteindruck der Felskunst von Grosio zu erfassen muss man auch den 1970 von Davide Pace am Giroldo Hügel entdeckten Felsbilderkomplex erwähnen der sich nördlich des Burghügels erhebt. Bisher wurden dort mehr als fünfzig, zumeist kleinere Zonen mit Felsbildern dokumentiert. Von besonderem Interesse ist dabei jedoch der von Davide Pace als „Roccia degli Armigeri“ bezeichnete Komplex, der eine Vielzahl an Figuren zeigt die mit Schild und Lanze bewaffnet sind.